street-photo als ehrlicher Blick

Von Ben der Schweizer

Es war dieser Moment, als ein Paparazzo mich erkannte – nicht weil ich berühmt bin, sondern weil ich mit Hanna unterwegs war. Hanna, die nicht posiert, sondern lebt. Die sich nicht zeigt, sondern da ist. Es war in einer Seitengasse, irgendwo zwischen Licht und Schatten. Die Kamera klickte, und statt sich zu verstecken, schob sie sich sachte vor mich, als wolle sie sagen: „Er gehört nicht euch, er gehört sich selbst.“

Diese Szene – unbeabsichtigt und doch voller Bedeutung – ist für mich das, was Streetfotografie ausmacht: Sie fragt nicht um Erlaubnis, aber sie verletzt auch nicht. Sie hält fest, was ohnehin da ist. Keine Show, keine Maske. Nur ein Blick, ein Moment, ein echtes Dazwischensein.

Was ist klassische Streetfotografie?
Streetfotografie ist nicht das Bild der Straße – sondern der Blick auf das Leben, wie es sich dort zeigt. Unverstellt. Ungestellt. Meistens schwarzweiß, manchmal farbig, aber immer ehrlich. Sie entstand im 20. Jahrhundert, wurde von Fotografen wie Henri Cartier-Bresson oder Garry Winogrand geprägt und lebt von dem Gespür, im scheinbar Alltäglichen das Besondere zu entdecken.

Für mich ist Streetfotografie wie ein Gespräch ohne Worte. Man begegnet sich – durch das Objektiv, durch den Moment, durch die Präsenz. Es ist die Kunst, nicht zu stören, aber dennoch zu sehen.

Und was mache ich mit all diesen Bildern und Geschichten?
Ich sammle sie, ich kombiniere sie. Ich ergänze sie mit meinen Gedanken, manchmal mit inneren Stimmen – Sylvia, Ronja – manchmal mit echten Szenen wie dieser mit Hanna. Daraus entstehen Bilder, Texte, Videos – oder ein ganz persönlicher Blick auf das, was sonst übersehen wird.

Im nächsten Artikel gehe ich tiefer auf die andere Seite ein – auf das Inszenierte, das Gestellte, das dennoch wahr sein kann. Denn Wahrheit hat viele Formen. Aber das Auge – das Auge bleibt ehrlich, wenn man es lässt.

Wir waren unterwegs für euch